Sonntag, 8. September
27 oder auch mehr Grad, Kreuzfahrt-Feeling. Ein Latte, ein Eis und brennende Sonne. Morgen dann 17 Grad und Regen. Kenn ich irgendwie. Ankommen und nass werden. Das Deck füllt sich nach und nach. Sobald das Schiff sich bewegt, fühle ich: Freiheit, Gelassenheit und Frieden. Und unbändige Freude.
Beim Auslaufen aus dem Kieler Hafen werden entgegenkommende Schiffe begrüßt. Drei lange, unglaublich laute Töne aus dem Horn der Color Magic, das kleine Schiff grüßt leise zurück.
Dann noch ein kurzer, lauter Ton und – ooops – das kleine verschluckt sich, es dampft, aber rauskommen tut nicht viel. Echt, wie David und Goliath, der eine mit mächtiger Arroganz, der andere ganz zart.
Mir schleicht sich eine Träne der Rührung ins Auge.
Eine Durchsage macht abends auf die Store Belt Brücke aufmerksam. Das Wetter zieht zu, am Horizont wird es schnell trüber.
Nachdem wir unter der Brücke durch sind, meint ein Mädchen neben mir:
„Mama, we are going into the „nothingness“, into the void.“
Und so verschwinden Land und später auch Sonne im Dunst, in der Leere, im Nichts.

Montag, 9. September
Ich stehe früh auf für einen Sonnenaufgang hinter einer Gewitterwolke. Man sieht im Dunkel der Wolke Blitze über Schweden. Es ist windig und kühler.
45 Minuten dauert es durch den Zoll, der Beamte ist erfreut, dass ich etwas norwegisch kann und wünscht mir eine „god tur“.
Die nächsten sieben Stunden regnet es.
Ich halte zum Einkaufen im Alna Senter, dort gibt es eine Kaffebrenneriet und damit endlich wieder meinen Lieblingskaffee.
Es geht die E6 nordwärts, ich biege hinter Ringebu ab auf’s Venabygdfjellet. Oben begegne ich einer Herde ziemlich sturer Rinder.
Ich schaue den Atnbrufossen mit dem ehemaligem Sägewerk an und halte kurz am Sohlbergplassen. In der Nähe von Oppdal erwartet mich eine gemütliche Hütte.
Dienstag, 10. September
Ich fahre erst spät los, es regnet ununterbrochen.
Die billigste Tankstelle finde ich in Oppdal und tanke direkt über einem Gulli. Halte meine Autoschlüssel so fest wie noch nie.
Die E6 ist bis Trondheim jetzt fertig, die Baustellen beginnen gleich nördlich. Plötzlich steht auf der Autobahn ein Schild: Kreisverkehr in 100 m. Schock.
In Steinkjer fahre ich einmal durch die Hauptstraße, kaufe beim Obs ein.
Die Betreiberin des Campingplatzes am Snåsavatnet meldet sich und gibt mir die Gebrauchsanweisung für die Hütte durch.
Mittwoch, 11. September
Sonnenstrahlen zum Kaffee. Wunderschön. Am See Bilder gemacht.
Der Weg heute führt an drei Wasserfällen vorbei. Formofossen, Fiskumfoss Kraftwerk und Laksforsen.
Die Baustellen sind spannend und ich entdecke einen schönen Rastplatz kurz vor Namsskogan.
Die Landschaft wird weitläufiger, die Straße, so schön sie auch ist, zieht sich.
In Mosjøen checke ich auf dem Campingplatz ein und gehe in die Stadt.
Die Sjøgata liegt am Nachmittag schon im Schatten des Berges nebendran. Ich laufe durch die alten Gassen und genieße die verwinkelten Ecken.
Hier ist es ganz friedlich. 50 Meter daneben wird die Hauptstraße neu asphaltiert. Riesenbaustellen gibt’s hier wohl überall.