Der erste Eindruck von Prag ist einfach nur laut.

Straßenbahnen quietschen und klappern sich um die Ecken, Touristengruppen lauschen Lautsprecherverstärkten Guides, Einheimische brüllen sich zur Begrüßung ins Gesicht, vielleicht die Nebenwirkung von Prager Schinken mit zuviel Bier.
Polizeiwagen wollen oder müssen sich überall bemerkbar machen, Sirenengebrüll ständig und anhaltend.
Baustellen sind omnipräsent, Pferdekutschen auf Kopfsteinpflaster auch. Vom normalen Autoverkehr gar nicht zu reden.
Deutsche Schulklassen – ich fremdschäme mich zutiefst!

Im Straßencafe: Pünktlich kommt auch die Müllabfuhr und leert die Tonnen unmittelbar neben uns. Um den Effekt noch zu verstärken, fällt der Bedienung am Nachbartisch das Geschirr von der Platte. Eine Ecke weiter tönt ein Geiger auf tschechisch, oder einfach nur schräg. Beim Weitergehen zur Astronomischen Uhr am Altstädter Ring dann, sozusagen in stereo, der Dudelsackpfeifer. Grob in der gleichen Tonart wie die Geige, aber eben auch nur grob.

Zu anderer Zeit ein Drummer auf Plastikkanistern und Töpfen. Wenn die Astronomische Uhr ihren stündlichen Auftritt hat, ballt sich die Menge auf dem Platz davor. Der Drummer wird fünf Sekunden vorher auf das zarte Schlagen der Uhr aufmerksam gemacht und somit endlich zur Ruhe gebracht. Und nachdem die Uhr gerade ausgetönt, der Trompeter auf dem Turm ausgeblasen hat und die Apostel sich wieder in ihren Uhrenkasten zurückgezogen haben, kommen – ja, wen wundert’s – die Straßenfeger und leeren (lautstark) dutzende Mülleimer. Und die nächste Kutsche fährt einem fast über die Füße.

Aber, hier soll nicht der Eindruck entstehen, Prag sei schrecklich.
Wenn man sich an den Grundlärmpegel gewöhnt, ist Prag einfach nur genial.