Marktplatz in Schwäbisch Gmünd.
Heiligabendruhe vor dem Sturm, Läden noch relativ leer, die Cafés voll.

Neben mir im Café eine einzelne Dame, die im Laufe der Zeit dreimal angesprochen wird, wo er denn sei, ihr Mann wollte doch herkommen? Vielleicht müsse er ja heimlich noch etwas einkaufen? Lachen. Kennt hier eigentlich jeder jeden?
Er, ihr Mann, kommt dann mit 45 Minuten Verspätung und flirtet anschließend mit mir fremd….

Auf der anderen Seite ein Mann mit Handy, der bei zwei Capuccini mit seinem unsichtbaren Partner über den Fußballverein diskutiert. In der Annahme, es sei leiser, wenn er zum Fenster hin spricht, sitzt er da, Kopf gegenüber Hintern um beinah 90 Grad verdreht, und doziert mit mächtiger Baritonstimme.

Draußen auf dem Marktplatz wird die letzte Weihnachtsmarktbude abgeholt. Vier Männer und ein Anhänger….
Ein Mann, offensichtlich mit Kater, versucht mit Kaffee und Zigarette seine Kopfschmerzen in den Griff zu bekommen. Schaffen tut es sich nicht ganz so gut mit nur einer freien Hand. Es dauert rund eine Stunde, bis die vier Meter Bude endlich ohne Räder auf dem Anhänger steht und vier Gesichtern nach zu urteilen sind drei Köche zuviel am Werk. Als der Kater bemerkt, dass er im Cafe Zuschauer hat, tut er geschäftiger.

Schlussendlich taucht ein alter Herr im Cafe auf. Räumt das benutzte Geschirr auf dem Tisch ungeduldig zusammen, steckt dabei noch blitzartig den Keks auf einer der Untertassen in den Mund und breitet seine Zeitung aus. Ein Kaffee für 1.90 und er ist glücklich. Bemerkt dann mein halbes übriggebliebenes Kuchenstück und spricht mich über drei Meter Entfernung an, wohl in der Hoffnung, auch dieses noch abstauben zu können.

Als die Bude draußen dann weg ist, erinnert an Heiligabend nichts mehr an Weihnachten.